1994 . Preproduction

1994 . Preproduction

Koproduzent gesucht

Wir schrieben das Jahr 1985. Nachdem in Bruckners Geburtsort behördlich alles für ein großes Bruckner-Event vorbereitet war, aber zu wenig öffentliche Gelder für die Umsetzung (Herstellung des Filmes, Event-Equipment etc.) zur Verfügung gestellt wurden, versuchte ich private honorable Gönner und Investoren zu finden.
 
Nicht ganz so überrascht war ich, dass die privaten Fernsehsender mein Klassik-Exposé-Paket teilweise ungeöffnet zurück gesendet haben, obwohl beispielsweise der RTL-Mitgründer Dr. Helmut Thoma ein Landsmann Bruckners ist und ich doch etwas mehr Kulturgeist von ihm erwartet hätte. Was mich schockierte, waren die öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten, die immerhin einen entsprechenden kulturellen Auftrag von der Gesellschaft ihrer nicht ganz freiwillig rekrutierten Gebührenzahler haben. Aber auch hier war der fast einstimmige Tenor: Es Wir bedauern, aber derzeit ist Kein Geld für so kulturell regionale Randereignisse wie Bruckners 100. Todestag vorgesehen - Mozart ja, Bruckner nein! Wie wären die Antworten wohl ausgefallen, wenn nicht ich der Absender, sondern der leider zu früh verstorbene Förderer des BRUCKNERS NEUNTER Projektes, ein gewisser Herbert von Karajan persönlich gewesen wäre? 

 

Während ich also weiter an der visuellen Umsetzung BRUCKNERS NEUNTER arbeitete, suchte ich ganz dringend einen musischen Partner, der nicht nur potent genug war, neben den üblichen Produktionskosten auch ein großes Orchester samt Dirigenten zu stellen, sondern vor allem, wie in solchen Fällen üblich, keine eigenen künstlerisch unüberbrückbaren Vorgaben machte. 
 
Erster Erfolg 1994: Die Klassik-Abteilung der ProSiebenSat1 Media AG 2000 des Medienmoguls Leo Kirch in München wollte die dafür notwendigen Mittel - mit ein paar künstlerisch akzeptablen Vorgaben - zur Verfügung stellen! Mitten in den ersten Meetings träufelte aber einer der zuständigen Manager, ein gewisser Herr H. Hohlfeld, dicke Gifttropfen in die bis dahin positiv verlaufenden Vertragsverhandlungen. Wie das Schicksal so spielt: Er war leider Gottes einer jener Verantwortlichen, die damals bei Karajans digitalen Musikexperimenten für die filmische Dokumentation seiner digitalen Experimente verantwortlich zeichnete, die ich bei einem Telefonat sehr undiplomatisch, aber zurecht, als überaus amateurhaft diffamiert hatte. Wie es dann kommen musste, sollten nun plötzlich ein erfolgreicher Drehbuchautor, ein erfahrener Dramaturg und ein ebensolcher Regisseur meine "Brucknersache" einmal gründlich überarbeiten und überhaupt: "Warum haben Sie um keine Filmförderung angesucht, Herr Legenstein!?" - Ich durfte auch ablehnen ...


Nachdem ich mich nun dummerweise das zweite Mal auf einen einzigen Partner konzentriert und damit viel Zeit für die neuerlich Suche nach vielleicht kompetenteren Mitstreitern verloren hatte, schwor ich mir, in Zukunft zumindest so lange mehrgleisig zu fahren, bis handfeste Verträge auf dem Tisch liegen. Man lernt ja schließlich dazu - am besten wohl tatsächlich durch Schaden.

[ NACHTRAG: 08.03.2002: Medienkonzern KirchMedia mit Hauptsitz Unterföhring bei München, stellt nach gescheiterten Verhandlungen mit seinen Gläubigern beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag. Der Beginn des Untergangs Leo Kirchs Medienimperiums. ]

[ NACHTRAG: 11.10.2007: Leo Kirch ist dieser Tage gerade wieder ins Mediengeschäft eingestiegen ... ]

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