2006 . Dramaturgie

2006 . Dramaturgie

Es gibt keine Zufälle


Kann es denn tatsächlich purer Zufall sein, dass der weiter oben schon malerwähnte Dr. Peter Vitz, der mir Jahre vorher in Brüssel den unschätzbaren Kontakt zum Dirigenten Peter Jan Marthé verschaffte, im selben Ort wie mein Wunschdarsteller des Abtes in BRUCKNERS NEUNTER geboren ist?


Jedenfalls arrangierte Vitz auch in diesem Fall spontan einen Termin für mich mit dem angeblich so schwierigen österreichischen Schauspieler Klaus Maria Brandauer in dessen Penthouse in Wien.


Auf jeden Fall war dieser  erste Dezember 2006 ein denkwürdiger Tag in meinem Leben und eine Demonstration darstellerischer Genialität: Brandauer las nur einen kurzen Ausriss aus meinem fertigen Drehkonzept - noch nie habe ich jemanden einen ihm fremden Text so beeindruckend aus dem Stegreif rezitieren erlebt, wie diesen gottbegnadete österreichische Schauspieler. Hätte es schon Händys mit Kamera gegeben und ich es mitschneiden dürfen, könnte man es glatt als geplanten Trailer für meine sinfonìa visìbile in re minore rigeneratione bruckner halten und so ungeschnitten senden. Mir läuft heute noch der Schauer übern Rücken, wenn ich an diesen denkwürdigen Augenblich denke.
 
Prof. Brandauer legte das Skript beiseite, sah mich kurz an, sprang auf und prostete mir dann mit einem eilig für diesen wohl auch ihn erregenden Moment herbeigeholten Stamperl Steirischen Schnaps zu und regte dann unvermittelt an, aus diesem Stoff keinen profanen Film, sondern eine dramatische Theaterfassung, nach der Art von Amadeus von Peter Shaffer zu inszenieren.
 
Wie recht er doch hatte, schließlich ist BRUCKNERS NEUNTE eine Verbindung von Orchester, Schauspiel und Film.


Brandauers formgewandte Aufmerksamkeit beschämt mich im Nachhinein zutiefst, zumal er zu diesem Zeitpunkt gerade seine textintensive, schwierige Hauptrolle Schillers Wallenstein einstudierte, was ich als kleiner Legenstein aber nicht wissen konnte.
 
Nach diesem Treffen war ich fortan sehr optimistisch, denn bekanntlich ist Brandauer künstlerisch nicht so einfach zufrieden zu stellen. Es ist aber ein ungemein gutes Gefühl, einen so begabten Darsteller und Regisseur an der Hand zu haben, hinter den man sich bei so einem mutigen künstlerischen Projekt liebend gerne zurücknimmt - staunt und dazulernt.


Ob Brandauer, wie von mir in seinem  Penthouse in Wien feierlich angeboten, letztlich den hysterischen Abt in meiner sinfonìa visìbile spielt, wünsche ich mir von Herzen.


Schau ma mol, dann seh´n ma schon ..

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